Medaille für die Grauhaarigen im roten Zweier

Viola und Tatjana in Kassel erfolgreich

Am 11. Juli 2021 (Sonntag) waren Tatjana und Viola das erste Mal zusammen bei einer 1.000-Meter-Regatta im Doppelzweier gestartet.

Viola berichtet:
Etwas skurril war das Ganze schon: Unsere Gegnerinnen sind fast 30 Jahre jünger und sitzen in einem schicken Filippi Boot – wir hingegen sind mit einem in die Jahre gekommenen, auffallend roten Boot mit einigen Blessuren am Start. Verstecken können wir uns schon mal nicht – Anstand und Würde des Alters sind gefordert. Wir starten als Renngemeinschaft: Tatjana für den RKV und ich für die MRG. Bei der hatte man mich, im zarten Alter von fast 50 Jahren, das erste Mal in meinem Leben mit den Herausforderungen des Ruderns konfrontiert.

Den Start in Kassel hatte uns übrigens die RWB aus Wiesbaden mit einem ihrer Boot ermöglicht. Herzlichen Dank!!!

Tatjana war am Samstag schon mit Ihrer Freundin Tanja im Doppelzweier, Altersklasse C für RKV und RWB angetreten. Da war ihnen das Glück leider nicht hold. Nach den ersten 500 Metern sah es noch nach einem Kantersieg für beide aus.

Zu früh gefreut: Das junge Gemüse (Masters A) gab noch einmal richtig Gas und verwies die beiden mit fünf Sekunden Vorsprung in ihre Schranken. Wir waren also für den nächsten Tag vorgewarnt, denn wir würden ja die gleichen Gegnerinnen haben.

Der kleine, aber feine Unterschied besteht lediglich darin, dass Tatjana jetzt mit mir zusammen in Altersklasse D startet. Ein bisschen Mut brauchen wir also schon. Ein Greenhorn im Boot, das bis dato noch nie bei einer Kleinboot-Regatta gestartet ist … gute Voraussetzungen sehen irgendwie anders aus! Wer tut sich sowas in diesem Alter noch an? Wir! Was uns beide vereint sind Herzblut, Freude und Leidenschaft für das Rudern, verbunden mit dem Willen immer besser zu werden und an der Technik zu arbeiten. Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind! Dafür ist es nie zu spät!

„Da ist ja wieder die Dame mit den grauen Haaren und dem roten Boot vom Vortag“. Ein Zuschauer-Kommentar, den Stephan (Tatjanas Ehemann) kurz vor unserem Start aus dem Publikum vernimmt.

Dann geht alles ganz schnell. In 3:49 Minuten ist alles vorbei.

Tatjana hat als Schlagfrau unser Rennen ideal eingeteilt. Glücklicherweise habe ich den Start nicht verkackt und bin ihr einfach konzentriert gefolgt. Das junge Gemüse hielten wir auf Abstand – ich habe gar nicht hingeschaut, bin einfach gerudert, so gut, wie ich es momentan kann – und dann waren wir auch schon als Erste im Ziel. Medaille für die Masters Women im Doppelzweier. Hurra!

Irgendwie haben wir bei unserem ersten gemeinsamen Rennen alles richtig gemacht. Ich hoffe, es werden noch viele folgen. Rudern ist ein großartiger Sport.

Text: Viola Herr / Fotos: Tanja Pitz + Stephan Maus