Der Nachbar ist ausgezogen
Nestlé-Bau am Industriehafen ist abgerissen
Am 31. August war es soweit: Die Eisenkugel holte Schwung und krachte in den in den Wochen zuvor entkernten Bau von Nestlé. Als ich angefangen habe zu rudern, lag oft eine typische Geruchswolke über Mombach. Ich wusste, jetzt produziert Nestlé wieder Nescafé. Dies wurde besser als eine neue Kondensationsanlage eingebaut wurde. Auch Nesquik wurde im Mombacher Werk produziert.
Im Hafen lagen oft große Schiffe, die be- und entladen wurden. Wenn die zum Ablegen umdrehten, wurde es eng und im Einer ungemütlich. Bei der Hafeneinfahrt mussten wir im Ruderboot häufiger großen Frachtschiffen den Vortritt lassen und warten. Das hat sich mittlerweile geändert, es legen kaum noch Schiffe an oder ab.
Am Anfang ging der Rückbau langsam vor sich. Als aber ein Kran mit Abrissbirne auf das Gebäude losging, war es relativ schnell in einen großen Schutthaufen verwandelt. Wie es auf dem Gelände weitergeht, ist noch nicht ganz klar. Der Südwestrundfunk meldete Ende August, dem Investor Four Parx lägen „einige Anfragen von Interessenten – unter anderem aus dem Bereich Internethandel und der Getränkeindustrie“ vor. Dem Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling wäre es lieb, wenn das Gelände weiterhin industriell genutzt würde.
Nestlé kam 1958 nach Mainz. 2017 gab das Unternehmen bekannt, dass es den Standort Mainz aufgibt. Das Werk entspreche „nicht mehr den Erfordernissen einer modernen, effizienten Kaffeeproduktion“. Zwei Jahre zuvor erst hatte das Mainzer Werk sein bestes Betriebsergebnis eingefahren.
Der Abriss des Nestlé-Baus ist nicht das einzige, was sich in unserer Hafenlandschaft verändert hat. Auch das Cargill-Werk, in dem Pflanzenöle produziert wurden, wurde geschlossen und abgerissen. Der real hatte am 9. März zum letzten Mal geöffnet und wurde dann auch in eine Wüste verwandelt.
Das Cargill-Gelände wurde von der Speditionsfirma Frankenbach gekauft, die einen Hafenumschlag plant. Anstelle des reals sollen Kaufland und dm eine Filiale aufmachen.
Text: Sabine Köhler / Fotos: Sabine Köhler & David Endler & Christoph Hartung